Eine wenig bekannte Stiftung, die 1927 mit amerikanischen Finanzmitteln (Rockefeller) gegründet wurde und bis 1934 bestand.
Am Anfang stand ein ungewöhnliches Beispiel der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit. Als die ALS 1927 von einer Gruppe liberaler deutscher Pädagogen ins Leben gerufen wurde, dachten ihre deutschen und amerikanischen Förderer, daß das junge Unternehmen besser unpubliziert und eher geheim bleiben sollte. Dementsprechend unterblieb jede öffentliche Bekanntgabe. Als dann im folgenden Jahr das Kuratorium der Laura Spelman-Rockefeller- Gedächtnisstiftung beschloß, Geld für die neue deutsche Stiftung zu bewilligen, sorgten sie dafür, daß ihre Unterstützung ein gut gehütetes Geheimnis blieb. Die Protokolle der Spelman-Rockefeller-Stiftung, die John D. Rockerfeller im Andenken an seine Frau gegründet hatte, dokumentieren diese Haltung :"The funds will be submitted to the Lincoln Stiftung through . . . [an] intermediary in order that the donor shall remain anonymous.", Diese Geheimhaltung von Beginn an hat dafür gesorgt, daß die Lincoln- Stiftung bis heute praktisch unbekannt geblieben ist.
Die ALS vereinte viele der fähigsten Intellektuellen der Weimarer Repuublik mit dem Ziel, außergewöhnlich begabte jüngere Gelehrte, Künstler und Autoren zu fördern. Unter denen, die für diese Stiftung als Berater und Talentfinder arbeiteten, war auch Adolf Reichwein, aber mit ihm waren es viele andere Persönlichkeiten, die teilweise seinen Lebensweg begleiteten, wie Paul Tillich, Herman Hesse, Walter Gropius, Käthe Kollwitz, Kurt Hahn und Eugen Rosenstock-Huessy, die Verleger Heinrich Simon und Eugen Diederichs, der pädagogische Reformer und kurzfristige Minister Carl Heinrich Becker, Willy Hellpach, Anton Erkelenz und Wilhelm Sollmann, Wilhelm Abegg, E.-R. Curtius, Robert v. Erdberg, Wilhelm Flitner, Fritz Klatt, Kurt Tucholsky und Theo Haubach.
In der Vorphase der Stiftung gab es deutliche Verbindungen zwischen dem englischen Mit-Initiator, dem Dichter und Pädagogen Geoffrey Winthrop Young, zu Hans Dehmel und den Löwenberger Arbeitslagern von Rosenstock Huessy. Young war selbst im schlesischen "Boberhaus" und urteilte, nachdem er die "Arbeitslager" kennengelernt hatte: "The new movement adopts a far more practical and praiseworthy principle [als die Vorkriegsbewegung der Wandervögel],".
Die ALS setzte sich große Ziele, besaß aber nur eher bescheidene finanzielle Mittel. Obgleich nur eine Handvoll der Namen der etwa sechzig Stipendiaten uns heute noch etwas sagen, weist die Liste der in Aussicht genommenen Kandidaten auch so prominente Namen, wie Hannah Arendt, Waldemar Gurian, Klaus Mehnert und sogar Albert Schweitzer als mögliche Stipendiumempfänger aus. Von Adolf Reichwein ist allerdings nur ein einziger Vorschlag in die Liste eingetragen: Paul Merkel, der 1925 bis 30 Erzieher bei den von Otto Haase geleiteten Trüperschen Anstalten in Jena war. Er wurde 1930 Professor für Schulpädagogik an der Pädagogischen Akademie Frankfurt/O, an der auch Reichweins Studienfreund Hans Bohnenkamp wirkte. Später wurde er Geschäftsführer der "Deutschen Heimatschule Thüringen" und unterstützte Reichwein bei seinen museumspädagogischen Bemühungen.